Nachtschatten: Fuchsgeister (German Edition) by Juliane Seidel

Nachtschatten: Fuchsgeister (German Edition) by Juliane Seidel

Autor:Juliane Seidel [Seidel, Juliane]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Kitsune, Fantasy, Urban Fantay, Sidhe, Japan, Engel, Schutzengel
Herausgeber: Selbstverlag
veröffentlicht: 2017-02-23T23:00:00+00:00


Cionaodh

Die Ankunft unter den weitreichenden Ästen einer Trauerweide war wesentlich angenehmer als der Sturz auf den Vorplatz der japanischen Tempelanlage vor wenigen Stunden. Sonnenlicht fiel durch die grünen Blätter und malte tanzende Schatten auf die Wiese. Bienen und Hummeln summten in der Luft. Hätten sie nicht gerade einen Kampf gegen einen wütenden Drachen hinter sich gebracht, Cionaodh hätte den Ort als romantisch eingestuft.

Das war knapp. Sorcha streckte sich und verwandelte sich wieder in ihre zierliche Katzenform. Glücklicherweise schien sie nur leicht verletzt zu sein – ein paar Kratzer, die ebenso schnell abheilen würden wie die Wunden, die er davongetragen hatte.

Sein Blick fiel auf Nele, die mit Tränen in den Augen neben ihm stand. Sie sah sich um, schien jedoch nicht zu begreifen, wo sie sich befanden. Cionaodh wusste im Grunde selbst nicht, wohin das Portal sie gebracht hatte, doch sie waren wieder in Deutschland. Er spürte es.

„Alles in Ordnung?“

Nele nickte leicht, dann schniefte sie und schüttelte den Kopf. „Es fühlt sich falsch an. Ich hätte bleiben und sie unterstützen sollen.“

„Wir haben ihr geholfen, so gut es ging. Der Schutz war unser Verdienst, vergiss das nicht.“ Cionaodh spürte die Hitze auf seinen Wangen, als er an den Kuss dachte. Allein der Gedanke daran brachte ihn aus dem Konzept. Nie zuvor hatte er etwas so Intensives erlebt. Ihre Seelen hatten einander berührt. Sie waren sich viel nähergekommen, als er vermutet hatte. Im Grunde hatte er nicht einmal daran geglaubt, dass der Zauber glücken würde. Es war ein Spruch, den tatsächlich nur Liebende wirken konnten, denn er basierte auf Vertrauen und Offenheit. Was bedeutete das jetzt für Nele und ihn? Er spürte, dass die Magie ein Band zwischen ihnen geschaffen hatte. Nele hatte sich in seinem Herzen eingenistet, im Grunde war sie schon vor dem Zauber gleich einem Funken präsent gewesen, doch jetzt schien ein Feuer in ihm zu lodern, das er weder kontrollieren konnte noch wollte.

Fieberhaft suchte er nach Worten, um seinen Gefühlen eine passende Form zu geben und Nele auf andere Gedanken zu bringen, doch sein Kopf war wie leer gefegt. Was konnte er sagen, um Nele zu trösten? Sie musste unter Schock stehen. Vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden war sie ein normales Mädchen gewesen – keine Sidhe, keine Schutzengel und keine Familiengeheimnisse. Er konnte nicht einmal ansatzweise nachvollziehen, was in ihr vorging.

„Deiner Mutter geht es gut“, durchbrach der weiße Fuchs schließlich die Stille. Er legte den Kopf schief und nahm seine menschliche Form an. Glücklicherweise war er nicht nackt, sondern trug Jeans und T-Shirt. „Sie ist gerade auf die ersten Mitglieder des Konzils getroffen und redet mit ihnen.“

„Ben …“, stieß Nele überrascht hervor. Sie starrte den jungen Mann an, als könne sie ihren Augen nicht trauen.

„Eigentlich Shiro.“ Mit einem Seufzen streckte er sich und ließ die Schultern kreisen. „Diese Form ist so ungewohnt. Nur war es auf diesem Weg einfacher, mit dir in Verbindung zu treten. Hiko hat mir eingebläut, dass ich mich dir als Mensch nähern und dein Vertrauen gewinnen soll.“

Nele presste die Lippen zu einem schmalen Strich aufeinander. Sie schien noch blasser zu werden.



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